Woran erkennst Du, ob Dein Pferd oder Pony zu dick ist?
Die Gesundheit Deines Pferdes liegt Dir am Herzen. Doch schnell kann es passieren, dass unser treuer Begleiter ein paar Kilos zu viel auf die Waage bringt, ohne dass wir es merken. Übergewicht bei Pferden ist ein schleichendes Problem, das oft lange unentdeckt bleibt. Warum? Weil wir Menschen schlecht darin sind, langsame Veränderungen wahrzunehmen. Doch keine Sorge – in diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du den Zustand Deines Pferdes richtig beurteilst und das Gewicht im Blick behältst.
Warum Übergewicht oft unbemerkt bleibt
Pferde nehmen in der Regel nicht über Nacht zu. Die Fettpolster entstehen nach und nach und wir gewöhnen uns an das Bild unseres Pferdes – selbst, wenn es langsam runder wird. Ein weiteres Problem: Übergewicht ist häufig kulturell akzeptiert. Ein pummeliges Pony wird als „niedlich“ empfunden, und ein gut genährtes Pferd gilt fälschlicherweise als „wohlversorgt“. Mittlerweile haben so viele Pferde Übergewicht, dass wir uns an den Anblick gewöhnt haben und oft normalgewichtige Pferde schon als zu schlank interpretieren.
Doch Übergewicht ist alles andere als harmlos. Es belastet die Gelenke, fördert Stoffwechselerkrankungen wie Hufrehe und kann die Lebenserwartung Deines Pferdes verkürzen. Umso wichtiger ist es, Übergewicht frühzeitig zu erkennen und gezielt dagegen vorzugehen.
So erkennst Du, ob Dein Pferd zu dick ist
Es gibt verschiedene Methoden, um das Gewicht und den Körperzustand Deines Pferdes objektiv zu beurteilen:
1. Der Body Condition Score (BCS)
Der BCS ist eine Skala von 1 (sehr dünn) bis 9 (sehr dick), die den Körperfettanteil Deines Pferdes bewertet. Er basiert auf der Beurteilung verschiedener Körperbereiche, darunter:
- Widerrist: Ist der Übergang zwischen Hals und Rücken glatt und ohne Kontur, kann dies auf Fettansammlungen hinweisen.
- Rippen: Diese sollten bei leichtem Druck spürbar sein. Sind sie nicht sichtbar oder nur schwer tastbar, ist das Pferd vermutlich zu dick.
- Kruppe: Eine runde, prall gefüllte Kruppe deutet auf Fettpolster hin.
Ein idealer BCS liegt zwischen 4 und 6, je nach Pferderasse und Verwendungszweck.
2. Rippen-Check
Der einfachste Test: Lege deine Handfläche auf die Rippen Deines Pferdes. Sind sie leicht spürbar, ist das ein gutes Zeichen. Musst Du drücken, um sie zu ertasten oder sogar mit den Fingern fühlen und picken, hat Dein Pferd zu viel Fett angesetzt.
3. Halsfett (Cresty Neck Score)
Fettansammlungen am Hals, besonders bei Ponys, sind ein typisches Zeichen für Übergewicht. Ein praller, steifer Hals oder Fettwülste oberhalb der Mähne können darauf hinweisen.
4. Waage oder Schätzformeln
Wenn eine Pferdewaage verfügbar ist, solltest Du diese nutzen. Alternativ kannst Du mit einem Mäßband das Gewicht Deines Pferdes schätzen. Miss dabei den Brustumfang und die Körperlänge und verwende entsprechende Umrechnungsformeln.
5. Vergleich mit Bildern
Ein Vorher-Nachher-Vergleich ist eine hervorragende Methode, um Gewichtszunahme zu erkennen. Fotografiere Dein Pferd regelmäßig von der Seite und überprüfe die Entwicklung.
Warum Du das Gewicht im Blick behalten solltest
Übergewicht kann schwerwiegende Folgen haben:
- Erkrankungen: Übergewicht erhöht das Risiko für Stoffwechselstörungen wie das Equine Metabolische Syndrom (EMS) oder Hufrehe. Auch Atemwegserkrankungen werden durch Übergewicht negativ beeinflusst, da das überschüssige Fett der Lunge den Platz raubt.
- Belastung der Gelenke: Zusätzliche Kilos führen zu schnellerem Gelenkverschleiß.
- Bewegungseinschränkungen: Dicke Pferde haben oft weniger Lust, sich zu bewegen, was die Gewichtszunahme weiter verstärkt.
Konkrete Tipps, um das Gewicht Deines Pferdes im Blick zu behalten
1. Regelmäßig wiegen oder messen
Wenn eine Pferdewaage zur Verfügung steht, solltest Du Dein Pferd mindestens einmal im Monat wiegen. Alternativ kannst Du mit einem Gewichtsmessband arbeiten und die Werte in einem Tagebuch festhalten.
2. Führe ein Ernährungstagebuch
Notiere, wie viel Futter Dein Pferd täglich erhält. So erkennst Du schnell, ob die Ration zu groß ist. Achte darauf, Heu genau abzuwiegen, statt es „pauschal“ zu geben.
3. Kontrolliere den BCS regelmäßig
Bewerte den Body Condition Score Deines Pferdes alle zwei bis vier Wochen. So erkennst Du schleichende Gewichtszunahmen. Du kannst die Kontrolle ganz nebenbei beim Putzen deines Pferdes vornehmen.
4. Achte auf die Fütterroutine
Pferde sollten idealerweise mehrmals am Tag kleine Portionen Futter erhalten. Plane, wenn möglich gesunde Futterpausen ein.
5. Bewegung, Bewegung, Bewegung
Ein pummeliges Pony profitiert von mehr Bewegung. Plane regelmäßige Ausritte, Longiereinheiten oder Bodenarbeit ein. Schon 30 Minuten Bewegung täglich machen einen Unterschied. Besonders stark übergewichtige Pferde solltest du schonend antrainieren und vor allem über eine Futterumstellung am Gewicht arbeiten. Stark Übergewichtige Pferde sollten nicht im Galopp gearbeitet werden, um eine zusätzliche Belastung der Gelenke zu vermeiden.
6. Beziehe Deinen Tierarzt ein
Wenn Du unsicher bist, ob Dein Pferd übergewichtig ist, kann Dein Tierarzt helfen. Er kann nicht nur den BCS professionell bewerten, sondern auch gesundheitliche Risiken einschätzen.
Fazit: Sei ehrlich zu Dir selbst
Das Gewicht Deines Pferdes im Blick zu behalten, erfordert Ehrlichkeit und Konsequenz. Oft ist es schwierig, sich einzugestehen, dass das eigene Pferd zu dick ist – doch genau das ist der erste Schritt zu einer gesunden Veränderung. Mit regelmäßigen Kontrollen und einer bewussten Fütterung kannst Du Deinem Pferd ein gesünderes Leben ermöglichen. Denk daran: Ein schlankes, aktives Pferd ist ein glückliches Pferd!