Das 3-Stufen-Prinzip – Feine Hilfen erhalten und verfeinern
Ein fein an den Hilfen stehendes Pferd ist der Traum vieler Reiter. Doch was tun, wenn das Pferd träge oder abgestumpft auf Signale reagiert? Oder wie schafft man es, ein bereits sensibel reagierendes Pferd auf diesem Niveau zu halten? Hier kommt das 3-Stufen-Prinzip ins Spiel! Es hilft dabei, die Hilfengebung zu verfeinern und die Reaktionsbereitschaft des Pferdes zu verbessern – ohne dabei unfair oder grob zu werden. Als meine Hanna bei mir eingezogen ist, hatten wir genau das Problem: Ein komplett abgestumpftes Pferd. Jeder einzelne Schritt musste angetrieben werden und auf vermehrten Schenkeldruck oder Gerte kam keinerlei Reaktion. Das 3-Stufen Prinzip hat dafür gesorgt, dass ich mittlerweile nicht mehr jeden Schritt erarbeiten muss – eine große Erleichterung.
Die Grundvoraussetzung
Bevor man das 3-Stufen-Prinzip anwendet, sollte man sicherstellen, dass sowohl Reiter als auch Pferd die Hilfen genau kennen und korrekt umsetzen können. Das Pferd muss verstehen, was von ihm erwartet wird, und der Reiter muss klar und sicher in seiner Hilfengebung sein.
Die drei Stufen der Hilfengebung
Stufe 1: Die feine Hilfe
In der ersten Stufe gibt der Reiter eine möglichst subtile Hilfe. Ein kaum merklicher Schenkeldruck, eine minimale Gewichtsverlagerung oder ein leichtes Zügelanlegen – das Pferd soll bereits auf diese feine Kommunikation reagieren. Das dauerhafte Ziel ist es, dass das Pferd mit dieser dezenten Hilfengebung sicher und zuverlässig arbeitet. Reagiert das Pferd korrekt, wird sofort gelobt. Das muss kein überschwänglicher Jubelschrei sein – eine leichte Berührung am Hals, ein freundliches Wort oder auch das aussetzen der Hilfe sind oft Lob genug.
Stufe 2: Die deutliche Hilfe
Reagiert das Pferd nicht auf die feine Hilfe, wird die Hilfengebung intensiviert. Der Schenkeldruck wird etwas fester, das Reitergewicht wird bewusster verlagert oder die Zügelhilfe wird klarer. Diese zweite Stufe soll das Pferd darauf hinweisen, dass die erste Hilfe ignoriert wurde und eine Reaktion nun notwendig ist.
Stufe 3: Die durchsetzende Hilfe
Wenn das Pferd auch auf die deutliche Hilfe nicht reagiert, folgt die dritte Stufe – eine noch klarere Intensivierung. Hierbei kann man zusätzlich zur Körpersprache weitere Mittel einsetzen, etwa eine gezielte Stimmeinwirkung oder den Einsatz einer Gerte als unterstützendes Signal. Wichtig ist, dass die dritte Stufe nicht bestrafend oder unfair wird – sie dient lediglich dazu, eine Reaktion sicherzustellen. Niemals sollte in irgendeiner Stufe Gewalt angewendet werden. Sollte das Pferd auch auf die Dritte Stufe nicht reagieren, solltest du hinterfragen, warum dein Pferd nicht reagiert. Ist die Hilfe wirklich klar? Gibt es etwas, was das Pferd an der Arbeit hindert?
Warum funktioniert das 3-Stufen-Prinzip?
Pferde lernen durch Konsequenz und klare Kommunikation. Das schrittweise Vorgehen stellt sicher, dass das Pferd die Möglichkeit hat, auf eine feine Hilfe zu reagieren, bevor eine Verstärkung nötig wird. Wird die dritte Stufe erreicht, sollte unmittelbar danach wieder auf Stufe 1 zurückgekehrt werden, um das Pferd zur feinen Reaktion zu motivieren. Eine Reaktion sollte sofort belohnt werden, egal auf welcher Stufe.
Typische Fehler vermeiden
- Zu schnelles Hochsteigern
Manche Reiter gehen zu schnell in die intensiveren Stufen über. Wichtig ist, dem Pferd nach jeder Stufe die Möglichkeit zur Reaktion zu geben. - Unfaire oder grobe Hilfen
Die Intensivierung der Hilfe bedeutet nicht, dass man grob oder unfair wird. Ziel ist es, das Pferd zu motivieren, nicht zu bestrafen. - Inkonsistenz
Wenn die Hilfen immer unterschiedlich stark oder unklar gegeben werden, versteht das Pferd nicht, was von ihm erwartet wird. Konsequenz ist entscheidend.
Fazit
Das 3-Stufen-Prinzip hilft dabei, feine Hilfen zu erhalten oder abgestumpfte Pferde wieder für die Signale des Reiters zu sensibilisieren. Mit klarem, konsequentem Training kann man so eine feine und harmonische Kommunikation mit dem Pferd erreichen – und das ganz ohne unnötige Härte oder Druck. Wer sein Pferd motiviert und fair behandelt, wird langfristig ein reaktionsbereites und zufriedenes Reittier haben.