Öl in der Pferdefütterung – Sinnvolle Ergänzung oder unnötig?
Öl wird in der Pferdefütterung häufig als zusätzliche Energiequelle oder zur Unterstützung von Haut, Fell und Verdauung eingesetzt. Doch wie viel Öl kann ein Pferd überhaupt verwerten? Welche Öle sind besonders geeignet – und gibt es eine gesündere Alternative?
In diesem Artikel erfährst Du, wie Pferde Öl verdauen, welche Mengen sinnvoll sind und warum Ölfrüchte eine oft bessere Alternative sind.
Können Pferde Öl überhaupt verdauen?
Pferde sind von Natur aus darauf ausgelegt, energiearmes, faserreiches Futter wie Gras und Heu zu verdauen. Im Gegensatz zu Menschen oder Hunden haben Pferde keine Gallenblase. Das bedeutet, dass sie Gallenflüssigkeit – die für die Fettverdauung notwendig ist – nicht auf Vorrat speichern, sondern nur in kleinen Mengen direkt von der Leber produzieren und direkt in den Dünndarm abgeben.
Daher können Pferde Fett nur begrenzt verdauen. Wird zu viel Öl auf einmal gefüttert, gelangt es unverdaut in den Darm und kann Verdauungsprobleme verursachen.
Wie viel Öl kann ein Pferd verwerten?
Die empfohlene Menge an Öl in der Fütterung hängt vom individuellen Pferd ab, in der Literatur gibt es hier sehr unterschiedliche Meinungen, was die Fütterung von Öl angeht. Grundsätzlich gilt, dass nur kleine Mengen überhaupt verdaut werden. Empflohlen werden:
🐴 Maximal 1 ml Öl pro kg Körpergewicht pro Tag
Für ein Pferd mit 500 kg wären das maximal 500 ml Öl pro Tag – und das auch nur, wenn das Pferd langsam an die Ölfütterung gewöhnt wurde. Diese Menge sollte über den Tag verteilt aufgenommen werden, am besten in mehr als 2 Mahlzeiten, da sonst der Großteil nicht sinnvoll verwertet wird.
💡 Besser: 100–250 ml pro Tag für ein 500 kg Pferd
Das ist die Menge, die Pferde in der Regel gut verdauen können, wenn sie schrittweise daran gewöhnt wurden.
📌 Achtung: Zu viel Öl kann die Verdauung belasten, zu Durchfall führen und die Aufnahme von Mineralstoffen und Vitaminen beeinträchtigen. Außerdem enthält Öl sehr viele Kalorien. 100g Leinöl enthalten ca. 884Kalorien, das entspricht ca. 3,7MJ (Megajoule ist die Maßeinheit in der wir den Energiebedarf unserer Pferde messen). Ein ca. 600kg schweres Warmblut benötigt ca. 63MJ (in Erhaltung), mit 100g Leinöl erreichen wir also schon knapp 6% des Energiebedarfs eines Pferdes. Wenn 500ml am Tag verfüttert, das wäre ca. 450g füttert also schon ca. 16,5 MJ und damit fast 1/4 des Tagesbedarfes an MJ für sein Pferd.
Welche Öle eignen sich für Pferde?
1️⃣ Leinöl – Klassiker für Fell, Haut & Verdauung
- Reich an Omega-3-Fettsäuren → entzündungshemmend
- Unterstützt Haut, Fell und Verdauung
- Besonders gut für Pferde mit empfindlichem Magen
💡 Ideal für: Pferde mit Hautproblemen, Fellwechsel, magenempfindliche Pferde
2️⃣ Rapsöl – Günstige Energiequelle
- Gute Mischung aus Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren
- Kalorienreiche Energiequelle für Sport- oder schwerfuttrige Pferde
- Neutraler Geschmack, wird meist gut angenommen
💡 Ideal für: Sportpferde oder Pferde, die schwer zunehmen
3️⃣ Schwarzkümmelöl – Natürliches Immunsystem-Boost
- Unterstützt die Atemwege und das Immunsystem
- Kann bei Allergien und Atemwegsproblemen helfen
- Hat eine starke antibakterielle Wirkung
💡 Ideal für: Allergiker, Pferde mit Atemwegsproblemen
📌 Achtung: Schwarzkümmelöl sollte nur in kleinen Mengen (max. 10–20 ml/Tag) gefüttert werden!
4️⃣ Sonnenblumenöl – Nicht optimal
- Hoher Omega-6-Gehalt → kann entzündungsfördernd wirken
- Liefert Energie, aber kein optimales Fettsäuren-Verhältnis
💡 Nur in Ausnahmefällen nutzen – Besser auf hochwertigere Öle setzen!
5️⃣ Kokosöl – Magenfreundlich & gut für Haut & Fell
- Mittelkettige Fettsäuren, leicht verdaulich
- Unterstützt die Darmflora und Hautgesundheit
- Kann äußerlich bei Hautproblemen verwendet werden
💡 Ideal für: Pferde mit empfindlichem Magen oder Hautproblemen
Ölfrüchte – Die bessere Alternative?
Anstatt reines Öl zu füttern, sind Ölfrüchte oft die gesündere Wahl. Sie enthalten nicht nur Fett, sondern auch Ballaststoffe, Eiweiß und wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe. Außerdem verderben sie nicht so schnell wie Öle. Das ist tatsächlich ein großes Problem bei Ölen, dass sie sehr schnell verderben und damit ihre gesunden Eigenschaften verlieren.
🐴 Alternative Ölfrüchte für die Pferdefütterung
🌱 Leinsamen – Enthält Omega-3-Fettsäuren, unterstützt Verdauung & Fell
🌱 Sonnenblumenkerne – Gute Energiequelle mit Ballaststoffen
🌱 Hanfsamen – Reich an Omega-3, stärkt das Immunsystem
🌱 Chiasamen – Enthält Schleimstoffe für den Magen & wertvolle Fettsäuren
📌 Vorteile von Ölfrüchten gegenüber Öl:
✅ Natürlichere Verdauung → Pferde sind an ganze Pflanzenbestandteile gewöhnt
✅ Mehr Nährstoffe → Enthält zusätzlich Eiweiß, Ballaststoffe & sekundäre Pflanzenstoffe
✅ Weniger Belastung für den Verdauungstrakt
Wann ist Öl in der Fütterung sinnvoll?
📌 Ja, Öl kann sinnvoll sein, wenn:
✔ Dein Pferd mehr Energie braucht (z. B. Sportpferde)
✔ Dein Pferd schlecht zunimmt
✔ Dein Pferd Haut- oder Fellprobleme hat
✔ Dein Pferd Magenempfindlich ist (z. B. Leinöl, Kokosöl)
📌 Besser auf Öl verzichten, wenn:
✘ Dein Pferd leichter futtrig ist und kein Energieplus braucht
✘ Dein Pferd bereits Ölfrüchte bekommt
✘ Dein Pferd Probleme mit der Fettverdauung hat
💡 Tipp: Wenn Du Öl fütterst, dann am besten hochwertiges kaltgepresstes Öl und immer langsam anfüttern!
Fazit: Öl mit Bedacht einsetzen – oder lieber Ölfrüchte füttern?
Öl kann eine sinnvolle Ergänzung in der Pferdefütterung sein, sollte aber nicht unüberlegt gegeben werden. Da Pferde keine Gallenblase haben, können sie nur begrenzte Mengen verwerten. Besonders empfehlenswert sind Leinöl, Rapsöl oder Schwarzkümmelöl – während Sonnenblumenöl oder billige Mischöle eher gemieden werden sollten.
Eine gesündere Alternative zu reinem Öl sind Ölfrüchte wie Leinsamen, Hanfsamen oder Sonnenblumenkerne, die eine natürlichere Verdauung ermöglichen und zusätzliche Nährstoffe liefern.