Dein Pony oder Pferd ist zu dick und soll abspecken? Glaube mir, mit dem Problem bist du nicht allein! Ich habe da auch so zwei Kandidaten im Stall stehen, die gerne und schnell zunehmen. Als Futterberaterin komme ich auch zum Einsatz, wenn es heißt “Pony soll abspecken” und ich möchte heute ein paar Irrtümer mit dir teilen, die ich erlebe wenn es um das Abspecken geht.
- Alle Pferde benötigen die gleiche Diät
Das ist leider nicht der Fall. Bei wenigen Pferden reicht allein zusätzliche Bewegung, der eine hat Magen und entsprechend vorsichtig muss man sein, einer bekommt von Stroh Verstopfung, der andere eskaliert mit Fressbremse oder nimmt den Stall auseinander, wenn er sein Heu aus dem Netz fressen soll, noch andere reagieren mit Fressneid und aggressivem Verhalten auf Futtereinschränkungen und terrorisieren die ganze Herde. Und manchmal sind Diäten auch schwer umzusetzen, weil die Haltung nicht geändert werden kann, ein leichtfuttriges Pferd in der Herde ist, etc. Das ist wie bei uns Menschen. Der eine nimmt mit Kalorienzählen ab, der andere mit FDH oder einfach durch eine halbe Stunde spazieren am Tag. Wir brauchen daher für jedes Pferd oder Pony ein eigenes Konzept.
- Futterentzug ist der beste Weg zur Gewichtsreduktion
Pferde haben eine sehr sensible Verdauung und sind von Natur aus darauf ausgerichtet ständig kleine Mengen Futter aufzunehmen, darauf hat sich die Verdauung spezialisiert. Der Unterschied zu uns Menschen ist (vereinfacht), dass Pferde ständig Magensäure produzieren, eben in Erwartung dieser ständigen Futtermengen, aber nicht ständig Speichel. Dieser wird nur produziert, wenn das Pferd kaut. Der Speichel ist allerdings unglaublich wichtig, denn der Speichel puffert die Magensäure ab und hält das Säureniveau auf einem Wert, der dem Pferd nicht schadet. Kommt kein Speichel sinkt der PH-Wert im Magen zu stark ab, dadurch kann die Magenschleimhaut den Magen nicht mehr ausreichend schützen. Die Folge sind Magenbeschwerden, Magenschleimhautentzündungen, Koliken, etc. Futterpausen die Länger als 4 Stunden dauern, sollten also vermieden werden. Aussagen wie: “Der kann heute Nacht mal ohne stehen, der ist eh zu Fett.” oder “Dem reicht erstmal eine Portion Heu am Tag, der muss mal abspecken.” sind daher schädlich für das Pferd. Kurze Fresspausen sind allerdings eine gute Sache und können unterstützen.
- Nur weniger Futter führt zum Abnehmen
Weniger Futter ist ein Bestandteil der Diät, oftmals kann allerdings ein Futterwechsel dafür sorgen, dass die Heumenge gleich bleiben kann. Erstmal zum Heu: Heu ist leider nicht gleich Heu. Es gibt Chargen mit hohem und normalem und niedrigem Zucker – der Zucker im Heu ist es oft, der unsere Pferde zu rund macht. Eine Heuanalyse ist daher meist der erste Schritt im Falle einer Diät. Ist das Heu zu zuckerhaltig können wir Maßnahmen ergreifen, hier findest du ein paar Ideen dazu. Oftmals füttern wir nicht nur Heu. Es gibt noch Mash, Pellets, Kraftfutter, Mineralfutter. Auch hier kann ein Wechsel schon einiges bringen, denn nicht oft enthalten die Futtermittel einfach zuviel Energie, die dann als Fett eingelagert wird. Oft auch in Form von Zucker, z.B. als Melasse. Ein Blick auf die Zutatenliste kann hier schon ein paar Erkenntnisse bringen. Oft ist es daher wichtig, nicht nur Futter zu reduzieren, sondern auch die Futtermittel zu prüfen und ggf. zu wechseln.
- Bewegung allein reicht aus
Wenn dein Pferd nun 4 Wochen auf der Weide rumstand oder verletzungsbedingt pausieren musste und deshalb ein paar Pfunde zuviel hat, dann ist die Wiederaufnahme des Trainings vielleicht ausreichend. Bei vielen Pferden ist das nicht der Fall. Schätzungsweise 80% der zusätzlichen Pfunde liegen an der Fütterung und nur 20 % an mangelnder Bewegung. Besonders Robustrassen wie Tinker, Haflinger, Isländer und Co, aber auch die stolzen Spanier neigen zu Übergewicht und hier ist meist die Fütterung die Herausforderung. Diese Rassen sind von der Natur dazu geschaffen, in kargen Gebieten mit wenig Futter zu überleben und der Verdauungstrakt ist darauf ausgerichtet, jeden Grashalm bis zum Letzten auszupressen. Parallel sind diese Pferde meist Bewegungsfaul. Wenn ich die Sportpferde auf der Nachbarweide beobachte, dann ist dort immer Bewegung – wenn ich meine Tinkerstute beobachte, dann ist dort immer absolute Entspannung und Ruhe. Und wer ständig total gechillt ist, verbrennt halt auch weniger Kalorien. Ohne Frage ist Bewegung trotzdem ein wichtiger Bestandteil einer Diät. Besonders bei Übergewichtigen Pferden sollte man allerdings vorsichtig anfangen und das Training entsprechend gestalten, den Übergewicht belastet Knochen, Bänder und Sehnen sehr. Entsprechend müssen insbesondere Sehnen und Bänder zunächst gestärkt werden, um keine Schäden davon zu tragen. Neben gezieltem Training, sollte tägliche Extra Bewegung auf dem Plan stehen. Ganz wichtig ist auch, Bewegungsanreize im Alltag zu setzen, denn so viel wie sich das Pferd eigentlich ruhig bewegen sollte, können wir es kaum durch die Gegend führen.
- Nur noch Heu füttern
Leider hat unser Heu heutzutage oft zu viel Zucker und zu wenig Mineralstoffe, Vitamine etc. Wer nur noch Heu füttert riskiert schnell einen Mangel an Mineralstoffen, Vitaminen und Proteinen. Das Problem ist folgendes: Der Stoffwechsel deines Ponys oder Pferdes ist massiv davon abhängig, dass alles da ist was er braucht. Das sind in erster Linie Proteine, Mineralien und Vitamine. Nur wenn diese vorhanden sind, kann dein Pferd die Lebensfreude und Leistung zeigen, die du dir wünscht. Auch hier sei nochmal erwähnt, dass eine Heuanalyse daher sehr wichtig ist, dann kannst du genau sehen, was in deinem Heu ist und was du ergänzen musst. Ein gutes, melasse- und zuckerfreies /-reduziertes Mineralfutter ist daher sehr wichtig, ggf. sogar die Fütterung von Proteinen. Ansonsten bedingt die mangelhafte Versorgung, dass dein Pferd oder Pony noch mehr auf Sparflamme agiert und das Gewicht noch mehr steigt.
- Das dicke Pony darf keine Leckerlie mehr
Gesunde Leckerli in gesunden Mengen sind auch während einer Diät kein Problem. Viele gekaufte Leckerli enthalten leider viel Zucker. Oft in Form von Melasse, Apfeltrester oder sogar Traubenzucker. Diese solltest du tatsächlich meiden! Über gesunde Leckerli-Fütterung habe ich hier geschrieben. Schau gerne mal rein.
- Im Winter geht das Gewicht von alleine wieder runter.
Ach wie schön wäre das, wenn der Weidebauch im Winter von alleine wieder geht. Leider klappt das nicht immer. Wenn das Training im Winter wieder anzieht und die Sommerweide als Ruhephase eingeplant war, dann kann das vielleicht klappen. In den meisten Fällen funktioniert es allerdings nicht. Das Pony oder Pferd nimmt vielleicht geringfügig ab, aber erreicht kein Normalgewicht, in der nächsten Weidesaison wird der Weidebauch noch dicker und so schaukelt sich der Speck von Weidesaison zu Weidesaison immer höher. Der Fehlgedanke lautet: “Im Winter ist es kalt und die Pferd brauchen mehr Energie und bauen den Speck von allein ab.” Leider ist es so, dass die Pferde zum einem durch das Winterfell gut vor Kälte geschützt sind, zum anderen meist gute Verhältnisse vorfinden, z.B. eine Box oder einen geschützen Unterstand. Gleichzeitig herrscht heutzutage keine Futterknappheit im Winter, das war früher noch anders, wodurch die Pferde im Winter wirklich den Speck als Reserve benötigten. Heute ist das nicht mehr der Fall. Ein weiterer Punkt ist, dass der zusätzliche Energieverbrauch von Pferden im Winter massiv überschätzt wird. Die Wohlfühltemperatur von Pferden beginnt bereits bei 5Grad. Die thermoneutrale Zone, also die Temperatur bei der Pferde keine zusätzliche Energie aufwenden müssen, um ihre Temperatur zu halten, liegt sogar bei -15 bis +25Grad. Gleichzeitig reduziert sich oft die Bewegung im Winter, da z.B. nur Paddocks zur Verfügung stehen, die Tage kürzer und die Pferde weniger draußen sind, etc. Du siehst also, dass die Winterdiät nicht zwangsläufig funktioniert. Kurzer Zusatz: Das alles gilt für Pferde mit Übergewicht! Sportlich sehr aktive Pferde, Rentner, Jungpferde oder schwerfuttrige Pferden müssen im Winter natürlich anders gefüttert werden als adipöse Pferde, die alleine durch die Speckschicht eine zusätzliche Wärmeisolation haben.
- Das Moppelchen darf nicht mehr auf die Weide
Viele übergewichtige Pferde werden von den Weiden verbannt, dabei ist Weide nicht gleich Weide! Tatsächlich können auch zu dicke Pferde auf die Weide und manche Weide ist besser als jede Diät, aber (Achtung, jetzt kommt es!) auf die Weide kommt es an! Zu oft denken wir, dass die Weide schon so kurz ist, davon kann keiner mehr fett werden. Aber kurzes Gras sind die Bonbons unter den Gräsern! Denn kurzes Gras will wachsen, und zum wachsen braucht es Zucker und damit es schnell wachsen kann produziert und speichert es so viel Zucker, wie es nur geht. Diesen Zucker nimmt unser Pferd oder Pony dann auf. Auch auf die Art der Gräser kommt es an. Viele der Gräsersorten, die wir heute auf den Weiden finden sind leider zu zuckerhaltig für unsere Pferde. Eine gute Pferdeweide besteht aus einer Mischung fruktanarmer Gräser mit verschiedenen Kräutern. Je länger das Gras desto besser und auch mit auf die Narbe abgrasen sollten unsere Pferde die Weiden nicht. Mit dem richtigen Weidemanagement können auch leichtfutterige Pferde problemlos ganzjährig auf die Weiden.
Wenn du jetzt sowas denkst wie: “Ach du liebe Zeit, was soll ich denn alles beachten?” – keine Sorge! Du bist nicht alleine! Viele Pferdebesitzer haben heutzutage das Problem, dass ihre Tiere zu dick sind. Leider sehen wir fast überall dicke Pferde und Ponys, was wiederrum das Problem mitbringt, dass wir uns schon so sehr an den Anblick gewöhnt haben, dass wir kaum noch einschätzen können, ob das Pferd nun Idealgewicht hat oder nicht.
Gerne helfe ich dir dabei, dein Pferd gesund abnehmen zu lassen – ganz individuell, damit der Plan zu dir und deinem Liebling passt und umsetzbar ist. Schreib mir gern.