Letztens habe ich mich mit einer anderen Pferdehalterin unterhalten und sie sagte, dass es doch quatsch sein, Pferden Öl zu füttern, da diese nicht die Fähigkeit hätten Öl zu verdauen. In der Welt der Pferdeernährung kursieren viele Mythen und Missverständnisse, die zu falschen Entscheidungen führen und leider auch gerne weitergegeben werden. In diesem Artikel beleuchten wir fünf gängige Fütterungsmythen und klären auf, was wirklich stimmt.
- Mythos 1: „Pferde brauchen nur Heu“
Viele Pferdebesitzer glauben, dass Heu die einzige Nahrungsquelle ist, die ihr Pferd benötigt. Während Heu eine wichtige Grundlage in der Ernährung darstellt, ist es nicht ausreichend, um alle Nährstoffbedürfnisse zu decken.Wahrheit: Pferde benötigen eine ausgewogene Ernährung, die auch ggf. Kraftfutter, Mineralien und Vitamine umfasst. Insbesondere Sportpferde oder trächtige Stuten haben einen höheren Nährstoffbedarf, der durch reines Heu nicht gedeckt werden kann. Leider hat das Heu heutzutage nicht alle Nährstoffe die unsere Pferde brauchen, bedingt durch schlechte Ernten, eintönige Gräserwahl oder ausgelaugte Böden. Mindestens ein passendes Mineralfutter ist daher wichtig. Bedenke, dass Pferde auch in der Natur keine reinen Grasfresser sind, sondern ebenfalls Kräuter, Laub, Rinde oder Moose und Flechten fressen, die jeweils andere Mineralien und Vitamine enthalten.
- Mythos 2: „Kraftfutter macht Pferde heiß“
Ein weit verbreiteter Mythos besagt, dass Kraftfutter (z.B. Hafer oder Pellets) dazu führt, dass Pferde unruhig oder „heiß“ werden. Viele Besitzer vermeiden daher Kraftfutter aus Angst vor übermäßigem Energielevel.Wahrheit: Die Reaktion eines Pferdes auf Kraftfutter hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der individuellen Veranlagung, des Trainingszustands und natürlich der Menge und Art des Kraftfutters. Hochwertiges Kraftfutter kann tatsächlich helfen, den Energiebedarf zu decken, ohne das Pferd übermäßig aufzuputschen – insbesondere wenn es richtig dosiert wird. Oft ist es auch ein Trugschluss, denn ein gut trainiertes Pferd ist oft fleißiger und sportlicher als ein untrainiertes. Die zusätzliche Kondition und der Bewegungstrieb durch gute Kondition und Kraft wird dann gerne durch das Kraftfutter erklärt. Alternativ kommt es auch vor, dass Pferde nicht bedarfsgerecht gefüttert werden und auch an Pausentagen das volle Kraftfutter erhalten, dadurch entsteht dann tatsächlich ein Energieüberschuss.
- Mythos 3: „Pferde sollten immer Zugang zu Heu haben“
Es gibt die Vorstellung, dass Pferde ständig unbegrenzenten Zugang zu Heu haben sollten.Wahrheit: Während es wichtig ist, dass Pferde regelmäßig fressen können, bedeutet dies nicht unbedingt ununterbrochenen Zugang zu Heu. Eine gute Praxis ist es, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt anzubieten. Dies fördert eine gesunde Verdauung und verhindert Übergewicht. Kurze Futterpausen von bis zu 4 Stunden sind für das Pferd kein Problem und normalerweise machen Pferde auch natürliche Pausen, z.B. für Fellpflege, Ruhen oder zum Spielen. Ansonsten lassen sich Heupausen super mit kleinen Strohgaben oder Knabberästen und Kräuterstellen überbrücken.
- Mythos 4: „Alle Leckerlis sind schlecht für mein Pferd“
Leckerlis werden oft als ungesund angesehen und viele Besitzer vermeiden sie ganz in der Fütterung ihres Pferdes.Wahrheit: Leckerlis können in Maßen eine positive Ergänzung zur Ernährung deines Pferdes sein, solange sie gesund sind und nicht übermäßig gefüttert werden. Achte darauf, natürliche und nahrhafte Optionen wie Karotten, Kräuterpellets oder gesunde Pferdeleckerlis zu wählen, die wenig Zucker enthalten. Diese können auch als Belohnung im Training verwendet werden. Es gibt auch Mineralfutter im Leckerlieformat, mit dem man belohnen und mineralisieren gleichzeitig kann. Achte bei der Wahl deiner Leckerlie darauf, dass diese keine Getreide oder Melasse enthalten, dies sind zwei der Hauptenergielieferanten in Leckerlies.
- Mythos 5: „Pferde wissen instinktiv was gut für sie ist“
Ein weiterer verbreiteter Mythos ist, dass Pferde sich selbst regulieren können und alles fressen dürfen, was ihnen schmeckt. Viele Besitzer glauben, dass ihre Tiere instinktiv wissen, was gut für sie ist.Wahrheit: Obwohl Pferde ein gewisses Gespür für ihre Nahrungsaufnahme haben, sind sie nicht immer in der Lage, sich selbst zu regulieren – insbesondere wenn es um energiedichte oder ungesunde Nahrungsmittel geht. Wenn dem so wäre, würde es futterbedingte Erkrankungen wie Hufrehe oder auch Übergewicht nicht haben. Auch Vergiftungen würde es nicht geben. Überfütterung oder das Füttern von ungeeigneten Lebensmitteln kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht, Koliken oder Stoffwechselstörungen führen. Es ist wichtig, die Fütterung sorgfältig zu planen und auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes einzugehen.
Bist du auch schon Fütterungsmythen auf den Leim gegangen? Spontan fallen mir noch mehrere ein, z.B. das kurze Weiden gut für eine Diät seien oder die Mähr davon, dass Pferde keine Fette verdauen können. Vielleicht schreibe ich bald noch den zweiten Teil der Fütterungsmythen. Wenn du es satt hast, auf solche Mythen reinzufallen oder immer wieder merkst, wie anstrengend es doch ist, wenn man von 4 verschiedenen Leuten 6 verschiedene Meinungen zur Fütterung bekommt, dann schreib mich gerne an.